Das vierteilige Epos “I Am the Moon“ der Tedeschi Trucks Band ist seit längerer Zeit ein Werk, welches mich fasziniert, begeistert und tief berührt hat. Aber, first things first: Wer ist die Tedeschi Trucks Band? Zusammengefunden durch die Hochzeit der Beiden Ausnahme-Musiker Susan Tedeschi und Derek Trucks, welche 2010 schließlich Ihre Bands zusammenführten und die Tedeschi Trucks Band gründeten. Susan Tedeschi wandelte musikalisch zwischen Blues, Americana, Gospel, Soul und Rock; so waren Ihre Einflüsse hochkarätig wie Bonnie Raitt und Janis Joplin im stimmlichen und Bluesgrößen wie Buddy Guy, Stevie Ray Vaughan oder Freddie King im gitarristischen Bereich. Als Sie 1999 mit ihrer Band für die Allman Brothers Band in New Orleans als Eröffnungs-Act zu sehen war, kreuzten sich die Wege mit denen von Derek Trucks, seines Zeichens einer der Gitarristen der Allman Brothers Band, in welcher sein Onkel schon am Schlagzeug saß. Darüber hinaus Band-Leader seiner eigenen Band, der Derek Trucks Band und als Gastmusiker auf Zahlreichen Platten bekannter Musikgrößen zu hören; und das im zarten Alter von 20 Jahren. So war Derek Trucks schon immer ein Wunderkind, welches im Alter von 13 Jahren schon mit Blueslegende Buddy Guy auftrat. Derek Trucks spielt die Gitarre jedoch nicht im herkömmlichen Sinne, er spielt „Slide-Gitarre“, womit er in der Allman Brothers Band in die fast nicht auszufüllenden Fußstapfen eines der Größten Slide-Gitarristen aller Zeiten, Duane Allman tritt. In jungen Jahren hat Derek Trucks schon einen sehr eigenen Stil, welcher ihn bis heute zu einem der wohl besten Slide-Gitarristen der Welt macht, vielleicht sogar aller Zeiten; so wurde er vom Rolling Stone Magazin auf Platz 16 der 100 besten Gitarristen aller Zeiten gewählt. Trucks musikalischer Stil ist sehr vom Blues geprägt, jedoch auch tief im Jazz verwurzelt. Er berichtet in zahlreichen Interviews davon lange Zeit keine Gitarrenmusik gehört zu haben, sondern seine gitarristische Inspiration, speziell für das Solospiel aus der Jazzmusik bzw. den Solos der Bläser zu ziehen. Als weiteren großen Einfluss nennt Trucks den hinduistischen Musiker Ali Akbar Khan, dessen Musik sich immer wieder in Derek Trucks Spiel finden lässt.
Wie auch schon in Ihren eigenen Projekten, ist das musikalische Niveau der gemeinsamen Band unglaublich hoch, so dass das erste Album der Tedeschi Trucks Band, „Revelator“ sofort mit einem Grammy für das beste Blues Album gekrönt wurde. Weitere musikalisch Meilensteine folgten; wie zum Beispiel die Live-Aufnahme des kompletten Klassikers von Derek and the Dominos, respektive eines genialen Eric Claptons, „Layla and Other Assorted Love Songs“. Den Gipfel ihrer Kreativität scheinen die beiden Band-Leader, respektive die weiteren 10 Mitglieder der 12-Köpfigen Tedeschi Trucks Band jedoch noch lange nicht erreicht zu haben, wie das sehr ambitionierte Projekt zeigt, über das ich heute schreibe. „I Am the Moon“ inspiriert von einer alten persischen Sage, erstreckt sich das Projekt auf vier Auskopplungen in römisch I bis IV unterteilt. Begleitet von vier Kurzfilmen und vier Essays des Musikjournalisten David Fricke. Insgesamt 24 Songs sind auf dem Album zu finden, aufgenommen im heimischen Studio „Swamp Raga Studios“ in Jacksonville, Florida; dem Heimatort von Trucks. Mit alter Neve-Konsole, Studer-Bandmaschine und reichlich Vintage-Gear sind die analogen Produktionen der Tedeschi Trucks Band ebenso klangliche Perlen wie sie es auf musikalischer Ebene sind, da ist auch „I Am the Moon“ keine Ausnahme; im Gegenteil. Bei den gängigen Streamingdiensten Tidal und Qobuz lassen sich die vier Teile als 192 kHz Dateien abrufen, während wir auf die LP-Variante leider noch bis zum 9.9.22 warten müssen, welche sicherlich jedoch nicht weniger gut klingen wird.
Musikalisch navigiert „I Am the Moon“ mit einer unglaublichen Leichtfüßigkeit durch die oben genannte Genre-Diversität, was für mich sehr gut an den „Standout-Titeln“ von „I Am the Moon“ erkennbar ist. Auf „I Am the Moon: I. Crescent“ sind dies „Circles ‘Round the Sun” und “Pasaquan”; auf „I Am the Moon: II. Ascension” “Hold the Line”; auf „I Am the Moon: III.” “Gravity” und “Emmaline”, eine wunderschöne Ballade, gesungen von Mike Mattison, dem früheren Sänger der Derek Trucks Band; und schließlich auf „I Am the Moon: IV. Farewell“ die ergreifende Akustik-Ballade „I Can Feel You Smiling“.
Es laden jedoch alle Titel zum Hören ein, wozu ich nur beschwören kann, Hören Sie dieses meisterliche Epos in seiner Gänze, es ist ein musikalisches Fest. Und wie immer empfehle ich auch den gesamten Katalog dieser genialen Band, sowie auch die Frühwerke der beiden Namensgeber; es lohnt sich!